Politik erzeugt Mehrkosten bei Rest- und Gewerbemüll: Die Tiroler Adler Runde unterstützt die Initiative von Landesrat DI Hans Lindenberger für eine Tiroler Mülllösung und fordert die Tiroler Politik zum Mut für eine Richtungsänderung beim Thema Müll auf. Die derzeitige Situation bedeutet für das Land Tirol einen Standort- und für die Tiroler Unternehmen enorme Wettbewerbsnachteile. Derzeit ist in Tirol als einzigem Bundesland in Österreich die Mülldeponierung nur noch durch eine Verordnung des Altlandeshauptmanns Dr. Wendelin Weingartner aus dem Jahr 2003 möglich. Danach gilt auch in Tirol ein allgemeines Deponieverbot für unbehandelten Abfall. Durch diese Prolongierung fallen der Tiroler Bevölkerung Mehrkosten in der Höhe von 72 Millionen Euro jährlich an. Das sind stattliche 205 Euro Kostenbelastung pro Jahr für einen durchschnittlichen Tiroler Haushalt.
Unnötig 30 Millionen Euro Investition
Die Umsetzung der Ahrental Mechanisch-Biologischen Anlage (AMBA) mit rund 30-35 Millionen Euro Projektkosten ist maximal eine Teillösung der Tiroler Müllmisere. Es müsste trotzdem eine Müllverbrennungsanlage (MVA) errichtet werden. Die Kosten für eine solche Anlage belaufen sich auf etwa 95-100 Millionen Euro. „Durch die Umsetzung der MVA ohne eine mechanisch-biologische Anlage werden zum einen mehr als 30 Millionen Euro eingespart und zum anderen durch die vollständige Verbrennung etwa 40 Prozent mehr an thermischer bzw. elektrischer Energie erzeugt.“ sieht KR Karl Handl, Sprecher der Tiroler Adler Runde eine Restmüllverbrennung in Tirol als die beste Lösung. Zudem ist für Handl das Ahrental als Standort völlig ungeeignet. Neben der verschwendeten Energie durch eine mechanisch-biologische Anlage entstehen dort Geruchsbelästigungen und mehr Schadstoffe im Vergleich zur MVA. Die Tiroler Adler Runde fordert die Politik auf, zu diesem Thema eine sachliche und nicht parteipolitische Diskussion zu führen und durch eine geeignete Informationskampagne für die Tiroler Bevölkerung Transparenz zu schaffen. „Es ist höchste Zeit, dass das Thema nicht weiter aufgeschoben wird, sondern endlich eine gemeinsame Lösung für alle Beteiligten gefunden wird“, bringt es KR Karl Handl auf den Punkt.
Bau einer MVA jedenfalls in drei Jahren umsetzbar
Neben dem Bundesrechnungshof, der eine Restmüllverbrennung als beste Lösung empfiehlt, sprechen auch Erfahrungswerte für ein solches Projekt. „ Die Erfahrungswerte bei Müllverbrennungsanlagen sind so positiv, dass diese in größeren Städten teilweise mitten im Wohngebiet stehen, wie die Beispiele Bozen und Wien zeigen.“, erklärt Ingeborg Freudenthaler. Aufgrund der Technik der Rauchgasreinigungsanlagen sowie hochwertiger Filteranlagen werden bei einer Müllverbrennung die zulässigen Grenzwerte deutlich unterschritten. Dabei wurden die österreichischen Grenzwerte im Vergleich zur EU-Richtlinie noch zusätzlich verschärft. In den Anlagen werden die im Restmüll vorhandenen Schadstoffe zerstört bzw. gebunden. Darüber hinaus wird die im Restmüll vorhandene Energie genutzt.
Der Bau einer Müllverbrennungsanlage ist – wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und eine rasche Lösung wollen jedenfalls bis 2009/2010 möglich. Hier geht es nicht darum, das Rad neu zu erfinden – es existieren hervorragende Konzepte, die leicht und schnell an Tirol angepasst werden können. In den nächsten beiden Jahren entstehen alleine in Österreich weitere Verbrennungskapazitäten von ca. 1, 2 Millionen Tonnen. Tirol darf daher keine Zeit mehr verlieren – sondern sollte– über Parteigrenzen hinweg – die Ärmel aufkrempeln und die MVA rasch umsetzen.
Politische Säumigkeit kostet viel Geld
Auch beim Gewerbemüll sieht die Tiroler Adler Runde raschen Handlungsbedarf seitens der Politik. Tirol ist das einzige Bundesland in Österreich, das für Gewerbemüll einem Andienungszwang unterliegt. Das bedeutet, dass man außerhalb Tirols den Gewerbemüll dem Billigstbieter geben kann und in Tirol den Gewerbemüll an die zugewiesene Deponie liefern muss. Im Gegensatz dazu können gefährliche Abfälle ohne große Probleme überall entsorgt werden, obwohl diese viel sensibler zu behandeln sind als Gewerbemüll.
Die rund 170.000 Tonnen Tiroler Abfall pro Jahr – 95.000 Tonnen Rest-, 45.000 Tonnen Gewerbe- und 23.000 Tonnen Sperrmüll – verursachen für die Tiroler Bevölkerung und die Tiroler Wirtschaft im Vergleich zu den anderen Bundesländern ein Vielfaches an Mehrkosten und schaffen einen enormern Wettbewerbsnachteil für die heimische Wirtschaft. Aus diesem Grund fordert die Tiroler Adler Runde eine langfristige und Kosten sparende Lösung, die auch für die Tiroler Bevölkerung von Vorteil ist. Dabei geht es nicht nur um die Umsetzung einer Müllverbrennungsanlage, sondern um ein ganzheitliches System zur sinnvollen Umsetzung der Kreislaufwirtschaft des Abfalls unter Einbeziehung der heimischen Entsorgungswirtschaft. Müll, Müllkosten, Müllentsorgung und Energie durch Müllverwertung müssen gesamt betrachtet werden.
Die Deponierung von unbehandeltem Abfall ist nur noch bis 31.12.2008 genehmigt. „Falls bis zum 1. Jänner 2009 keine Lösung umgesetzt ist, wird der Müll für die Tiroler Bevölkerung erst richtig teuer“, schildert Dipl.-VW. Dr. Hans Rubatscher die Situation. Eine Lösung außerhalb Tirols schafft weitere Abhängigkeiten. Diese lassen auch die Marktpreise steigen, weshalb Müll langfristig nicht mehr kalkulierbar wird. Weiters ist keine nachhaltige Entsorgungssicherheit gegeben bzw. wird die Wertschöpfung, die aus der Verwertung von Restmüll geschöpft wird, ins Ausland „verschenkt“ und dabei auch noch teuer bezahlt.
Wertstoff Müll
Die Müllverbrennungsanlage bringt dem Abnehmer nicht nur Geld sondern auch Wertschöpfung in Form von thermischer und elektrischer Energie. „Die Vorteile, die durch die Müllverbrennung in anderen Bundesländern oder im Ausland entstehen, müssen in Zukunft in Tirol genutzt werden. Relativ gesehen günstigere Entsorgungskosten und Zusatzeinnahmen durch gesteigerte Wertschöpfung bei ökologisch best möglicher Verwertung des Restmülls sind entscheidende Faktoren für eine gut funktionierende Tiroler Mülllösung“ argumentiert Dr. BernhardHeitzmann. Heitzmann plädiert aufgrund der politischen Versäumnisse der letzten Jahre dafür, dass Private das Projekt umsetzen sollen.
Tiroler Adler Runde für mehr Wirtschaftsbewusstsein
Arbeitsplätze werden in Tirol hauptsächlich von kleinen und mittleren Familienbetrieben geschaffen und gesichert. Der Verein Tiroler Adler Runde besteht aus 26 Tiroler UnternehmerInnen mit KR Karl Handl als Präsident. Die Tiroler Adler Runde versteht sich als Ideenschmiede für ein starkes Tirol. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für eine funktionierende Wirtschaft zu verbessern und damit den Wohlstand, die Lebensqualität und den sozialen Frieden in Tirol zu sichern. Die Tiroler Adler Runde fördert das Wirtschaftsbewusstsein in der Öffentlichkeit und erarbeitet Lösungsvorschläge zu branchenspezifischen Themen.