Tiroler Adler Runde fordert günstige Gewerbegründe für heimische Unternehmen

Hürden für Klein- und Mittelbetriebe müssen beseitigt werden:

Für expansive Tiroler Unternehmen ist es mit sehr hohen Grundstückskosten verbunden, in Tirol zu investieren. Viele Unternehmen haben ihre Betriebsstätte vor Jahrzehnten in Gebieten errichtet, die heute dicht besiedelt sind. Sie sind daher bei weiterer Expansion dazu gezwungen, ihre Betriebsstätte zu verlagern bzw. umzusiedeln. Für diese sowie alle anderen expandierenden Klein- und Mittelbetriebe wird die Suche nach einem Gewerbegrund zu einer finanziellen Herausforderung. Denn die Grundstückskosten für Gewerbegrund sind auf einem kaum leistbaren Niveau angelangt. „Gewerbegründe mit einem guten Nutzungswert sind für ein Tiroler Familienunternehmen nicht mehr leistbar. Grundstückspreise von weit über 250 Euro pro m2 sind mittlerweile keine Seltenheit mehr“, erklärt KR Karl Handl, Sprecher der Tiroler Adler Runde. Laut Immobilienpreisspiegel 2005 gilt Tirol bei den Preisen für Gewerbegrundstücke im österreichweiten Vergleich nach Wien und Vorarlberg als teuerstes Bundesland.

Tirolweit liegen lediglich im Bezirk Lienz mit 80,00 € die Quadratmeterpreise für Gewerbegrundstücke unter 100 Euro. In Reutte (165,00 €), Kufstein (177,50 €) und Schwaz (185,00 €) wird der Quadratmeter Gewerbegrund hingegen um knapp 200 Euro angeboten, während man in Kitzbühel (251,20 €), Landeck (260,00 €) und Innsbruck (360,60 €) solche Preise als „Schnäppchen“ bezeichnen könnte. Eine Betriebserweiterung oder –umsiedlung ist in diesen Regionen fast nicht möglich. Aus diesem Grund sind die heimischen Gewerbebetriebe oft gezwungen, sich in anderen Bundesländern oder im Ausland um erschwingliche Grundstücke umzusehen. In Bayern sind die Preise beispielsweise außerhalb von München und Umgebung sehr moderat. In den nördlichen bayerischen Landkreisen werden vollständig erschlossene Gewerbegrundstücke zu Preisen zwischen 30,00 und 150,00 Euro angeboten. Aber auch Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland oder die Steiermark bieten sich für Tiroler Betriebe als sehr attraktive neue Standorte an.


Tirol fehlt Lösungskompetenz

AlliedPanels-CEO Hansjörg Weisskopf konnte sich ebenfalls davon überzeugen, dass in Oberösterreich die Rahmenbedingungen besser sind als in Tirol. Nachdem man bis 2003 zusammen mit Zulieferern alles in Tirol produzieren ließ, entschied sich das Unternehmen mit Sitz in Wörgl für eine höhere Wertschöpfung im eigenen Betrieb. Bei der Standortanalyse mit Bewertung der Grundstückspreise und anderer Rahmenbedingungen kam Weisskopf sehr schnell zum Schluss, dass ein Investment in Tirol für ihn keinen Sinn macht. „Einerseits waren die Grundstückspreise illusorisch und andererseits finde ich die Mentalität der Oberösterreicher viel lösungsorientierter. Aus diesem Grund entschieden wir uns für einen Produktionsstandort in Frankenburg – nähe Vöcklabruck. Dort wurde – als erste Stufe - auf einem Grundstück mit 10.000 qm ein hochmodernes Produktions- und Technologiezentrum errichtet. Für die nächsten zwei Jahre investieren haben wir einen Bedarf für weitere 30.000 qm und schaffen dort in unserem Betrieb mehr als 200 neue Arbeitsplätze“, so Hansjörg Weisskopf. AlliedPanels, Elektronik-, Entwicklungs- und Produktionsdienstleister, wird 2005 mit Mitarbeitern und einen Umsatz von 20 Millionen Euro erwirtschaften. Zu den Kunden gehören unter anderem General Electric, Siemens oder Fresenius.


Gemeindeübergreifende Gewerbegebiete auf der grünen Wiese

Die Tiroler Adler Runde sieht aufgrund solcher Entwicklungen bei den Gewerbegebieten akuten Handlungsbedarf seitens der Politik. Die Runde – bestehend aus 24 erfolgreichen Tiroler Unternehmern – fordert größere, gemeindeübergreifende Gewerbegebiete auf der grünen Wiese. „Mehrere Gemeinden müssen sich in der jeweiligen Region auf einen gemeinsamen Gewerbestandort einigen. Die Aufteilung der Einnahmen durch die Kommunalsteuer und eventuelle Grundverkäufe kann mittels eines einfachen Schlüssels unter den Gemeinden festgelegt werden“, beschreibt Karl Handl einen möglichen Lösungsansatz. Hierfür müssen aber Land und Gemeinden koordiniert zusammenarbeiten, damit zukunftsweisende Projekte im Sinne der Tiroler Wirtschaft realisiert werden können. Der Tiroler Bodenbeschaffungsfond ist nicht nur bei Grundzusammenlegung von bäuerlichen Betrieben sondern auch bei der Schaffung von regionalen Gewerbegebieten von größter Bedeutung.

Weiters muss bei den Gewerbegebieten darauf geachtet werden, dass die nötige Infrastruktur bereitgestellt wird. Die Nähe zur Hauptstraße sowie eine deutliche Entfernung zu Wohngegenden sind dabei sehr wichtig. Die leistungswilligen Tiroler Unternehmen sollten bei ihrer Expansion seitens des Landes unterstützt, gefördert und nicht behindert werden. Einer direkten Objektförderung für die Erweiterung bzw. Neuansiedelung von Betrieben vor allem im strukturschwachen Bezirken (Landeck, Osttirol) darf laut Handl nichts im Wege stehen und muss höchste Priorität haben.


Maßnahmen für Hochwasser-Geschädigte gewünscht

Gerade aus aktuellem Anlass der durch das Hochwasser geschädigten Unternehmen sollten entsprechende Grundstücke schnell und unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden. Für einige Betriebe ist es aus Sicherheitsgründen nur mehr schwer möglich, am selben Grundstück ihre Betriebsstätte wieder aufzubauen. „Erste Starthilfe wäre hier ein günstig zur Verfügung gestellter Gewerbegrund. Dadurch werden die Arbeitsplätze in den einzelnen Tälern gesichert und die Schäden können vor Ort schneller behoben werden.“, erklärt Ing. Franz Thurner.