Seit genau vier Jahren findet man Sabine Schöffauer in der Innsbrucker Markthalle. Wenn man den charismatischen Stand am Ende der Bauernhalle betritt, spürt man sofort, dass die Uhren hier anders ticken. Kaputte Lieblingsstücke aus Materialien aller Art werden in Ruhe von der Chefin begutachtet und im besten Fall so repariert, dass sie für die nächsten Jahre wieder perfekt einsatzbereit sind.
Das Motto der kreativen Selfmade-Frau lautet „Wir reparieren, was du liebst“. Zusammen mit ihrer Kollegin Hannah ist sie seit 2018 an ihrem bunten, etwas nostalgisch anmutenden Stand Anlaufstation, wenn sich Stöckelschuhe, Berg- und Turnschuhe, Taschen, Jacken, Gürtel, Reißverschlüsse, Zeltplanen und vieles mehr dem Zahn der Zeit beugen mussten und kaputtgegangen sind. Das Urteil, ob die Dinge so gerichtet werden können, dass es lohnt, fällt Sabine Schöffauer immer offen und ehrlich. Ihre Stammkunden vertrauen ihr dabei blind und kommen immer wieder. „Ich sehe mir immer genau an, ob eine Reparatur sinnvoll ist und ich auch halten kann, was ich verspreche“, erklärt sie. „Eine qualitativ hochwertige Reparatur kostet ihr Geld und muss einfach Sinn machen, egal, wie teuer oder günstig Schuh oder Gürtel beim Einkauf waren.“ Von oberflächlicher Hudelei und schnell, schnell hält sich nichts. Nicht bei ihrer Arbeit und nicht im Leben. Eine wertvolle und kundenfreundliche Einstellung. Auf die Frage, warum sie ihren Stand in der Innsbrucker Markthalle hat, gibt es eine einfache Antwort: „Ich liebe es, hier zu sein. Die Atmosphäre und der direkte Kontakt mit den Menschen hier in der Halle sind unvergleichlich.“
Beruf als Berufung
Alles, was repariert ihren Stand verlässt, zeugt von bemerkenswertem Können. Dabei hat sich die gebürtige Wienerin, die seit 15 Jahren in Tirol lebt, diese schwierige Handwerkskunst von der Pike auf selbst beigebracht und bei Profis abgeschaut. Eine passionierte Autodidaktin, die für ihren Beruf brennt. Nach einigen beruflichen Stationen landete sie durch Zufall in der Schuhwerkstatt eines Freundes und hat dort mitgearbeitet. „Ich spürte sehr schnell, dass es mich begeistert und tief befriedigt, mit den eigenen Händen zu arbeiten und am Ende des Tages sehen und anfassen zu können, was ich gemacht habe. Schustern erdet definitiv mich und meine Seele.“ Von diesem Zeitpunkt an wusste sie, dass sie am Ende ihrer Suche angekommen ist, hat nicht mehr lockergelassen und sich alles angeeignet, was eine gute Schusterin können muss. Die in die Wiege gelegte Kreativität, ihr Ideenreichtum und das feine Gespür für hochwertige Materialien und die Anliegen ihrer KundInnen sind dabei mehr als hilfreich.
Repariert und neu
Sabine und die gelernte Schuhmacherin Hannah reparieren aber nicht nur, sie stellen auf Kundenwunsch auch neue Taschen, Sandalen, Gürtel oder andere Gegenstände wie Geldbörsen her. Das Leder kann direkt am Stand ausgesucht werden, individuelle Designwünsche werden gemeinsam
besprochen und finalisiert. „Durch unser Handwerk konnten wir schon viele Menschen glücklich machen“, erzählt sie. „Wir bekommen von unseren KundInnen sehr viel Zuspruch für unsere Produktionen. Dafür sind wir sehr dankbar!“ Am Stand kann man den beiden versierten Handwerkerinnen auch einfach mal bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Die großen Nähmaschinen – eine davon aus den sechziger Jahren – rattern den ganzen Tag über.
Praktizierte Nachhaltigkeit
Das in diesen Zeiten viel strapazierte Wort Nachhaltigkeit hat für Sabine eine besondere Bedeutung und verbindet sich gut mit ihrer Tätigkeit. „Durch Reparaturen werden Rohstoff-Ressourcen geschont, weniger Energie verbraucht und weniger Abfall produziert. Das ist für mich pure Nachhaltigkeit und es ist wie mit allem auf der Welt – wenn jeder Mensch im Kleinen etwas tut, kann Großes daraus werden.“ Wenn also zu Hause etwas rumliegt, das man einfach noch sehr mag und es zum Wegwerfen zu schade ist, lohnt sich ein Besuch im SaSch Repair-Center auf jeden Fall und ein Gespräch über die Welt geht sich dabei auch noch aus…