Tiroler Gemüsebauern züchten Österreichs erste Bio-Champignons.
Hundert Prozent der Bio-Champignons auf Österreichischen Tellern waren bisher Importe aus dem Ausland. Die Thaurer Gemüsebauern Cornelia und Walter Plank möchten das ändern und züchten ab sofort Champignons in Bioqualität.
Ein jeder kennt das Gefühl: Bei manchen Gemüsesorten trauen wir uns im Supermarkt instinktiv nicht auf das Etikett zu schauen. Während wir bei Kartoffeln, Salaten und anderen heimischen Gemüsesorten bewusst auf regionale Qualität setzen, erwarten wir hingegen bei Champignons fast selbstverständlich den Herkunftsnachweis aus Osteuropa. Und das ist nicht unbegründet: 95 Prozent der gewöhnlichen und sogar 100 Prozent der Bio-Champignons werden im Ausland produziert und nach Österreich eingeführt. Die Thaurer Gemüsebauern Plank schließen diese Marktlücke. „Wir setzen in allen Lebensbereichen auf gesunde Ernährung mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln. Bei Champignons mussten wir bisher in Kauf nehmen, dass Pilze aus dem Ausland auf unseren Tellern landen. Das möchten wir ändern“, erklärt Pilzzüchterin Cornelia Plank, Geschäftsführerin der Biopilz Tirol GmbH. Die Thaurer Bio-Champignons haben aufgrund des ausgeklügelten Systems aus Temperaturunterschieden und gleichmäßiger Beregnung der Beete eine festere Zell- und Oberflächenstruktur und sind deshalb knackiger als herkömmliche Champignons. Zudem haben sie einen geringeren Wassergehalt als konventionelle weiße Knollen. Sie können gemächlich und gesund heranwachsen und enthalten viele wichtige Mineralstoffe, die Vitamine B und D sowie jede Menge Spurenelemente.
Investition in erste Österreichische Biopilzzucht
Von der Planung bis zur Eröffnung hat das Projekt zwei Jahre Vorlauf und zwei Millionen Euro Investitionsvolumen benötigt. Um die Biopilzzucht in Tirol realisieren zu können, mussten die Thaurer Gemüsebauern ihre Anlagen erweitern: Eine neue Halle mit sechs Tunneln und den entsprechend notwendigen Hydrokulturen entstand auf dem Gemüsehof von Familie Plank. In jeder Halle werden auf jeweils zehn Lagen mit insgesamt 24 Metern Länge 24 Tonnen Kompost aufgebracht. Hier wachsen die Pilzkulturen geschützt heran. Missernten durch Regen, Dürre oder andere unvorteilhafte Witterungsbedingungen sind ausgeschlossen. So werden momentan 4.000 bis 5.000 Kilogramm Bio-Champignons wöchentlich für den Österreichischen Handel produziert. Das sind rund 225.000 Stück Bio-Champignons. „Im Durchschnitt essen wir Österreicher pro Jahr 2,4 Kilogramm Pilze Würde jeder Österreicher 1,5 Stück unserer Bio-Champignons essen, dann entspräche das unserer Jahresproduktion.“, informiert Walter Plank. Kooperationen mit dem Handel gibt es bereits, die Tiroler Biopilze sind als Markenprodukt erhältlich bei MPreis sowie bei Spar und Billa unter den Biomarken "Spar Natur pur" bzw. "Ja Natürlich!"
Mit internationalem Know-how an die Spitze
Auch was das Know-how angeht sind die erfahrenen Bauern auf der sicheren Seite. „Mit Ing. John de Gier haben wir uns den international erfahrensten Züchter für Champignons ins Boot geholt. Er überwacht die Produktion und auch die Qualität“ so Cornelia Plank. Mit dem international anerkannten Profi und der modernsten Pilzzuchtanlage Europas ist sich Plank sicher, den Markt mir ihren Pilzen erobern zu können. Für den Familieneigenen Gemüsehof, auf dem diverse heimische Gemüsesorten wachsen, hat das neue Geschäftsfeld ebenfalls Vorteile. Der Kompost, auf dem die Pilze wachsen, wird nach Gebrauch auf den Gemüsefeldern ausgebracht und sorgt so auf natürlichem Weg für eine gute Bodenqualität.
„Gemüsefamilie“ Plank
Die Biopilz Tirol GmbH wurde 2014 von Cornelia Plank gegründet. Der Gemüsehof der Familie firmiert unter dem Namen Plank Gemüse Handels GmbH. Wie auch die Champignonzucht, führt Cornelia Plank den Betrieb gemeinsam mit ihrem Mann Walter, einer von wenigen Feldgemüsebaumeistern in Tirol. Schon in dritter Generation sind die Planks Gemüsebauern und besitzen die Ländereien in Thaur. Auf ihren Feldern wachsen und gedeihen über 30 Gemüsesorten von „A“ wie Artischocke bis „Z“ wie Zwiebel. Über 50 Jahre Erfahrung in der Landwirtschaft und dem Anbau von Gemüse bringen die Tiroler mit in das neue Geschäftsfeld der Biopilzzucht.
Exkurs: Wachstumszyklus der Tiroler Bio-Champignons
Bei der Produktion der Bio-Champignons achtet Familie Plank sehr darauf, dass die Pilze genügend Zeit um zu wachsen haben und unterstützen sie dabei nur mit natürlichen Hilfsmitteln. Dabei wird gänzlich auf künstliche Zusätze verzichten. Die Bio-Champignons durchlaufen einen ganz natürlichen Kreislauf:
Woche 1: Frühling und Sommer
Auf den Kompost in unserem Gewächshaus wird eine Lage Deckerde gelegt, welche als Wasserspeicher für Kompost, Myzel und Pilz dient. Ohne Deckerde kein Pilz. Da aber noch mehr Feuchtigkeit benötigt wird, werden in jedes Beet innerhalb von sechs Tagen pro Quadratmeter 20 bis 25 Liter quellfrisches Bergwasser gesprüht. Der Pilz bekommt nun zwei Tage Zeit, um über die Deckerde hinauszuwachsen.
Woche 2: Herbst
Um es richtig Herbst werden zu lassen, wird die Temperatur in den Häusern innerhalb von vier Tagen von 21 ºC auf 19 ºC gesenkt. Das Myzelium beginnt jetzt, Knospen zu bilden, das Anfangsstadium der Champignons. Mit der Lufttemperatur und der Luftfeuchtigkeit kann das Knospenwachstum beeinflusst werden. Eine niedrige Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit sorgt für mehr Knospen und dadurch kleinere Champignons. Bei einer höheren Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit wachsen weniger, aber größere Champignons.
Woche 3: Die erste Ernte
Jeden Tag werden die größten Champignons geerntet dadurch erhalten die kleineren Platz zum Weiterwachsen. Das Pflücken selbst erfolgt von Hand. Dies ist sehr arbeitsintensiv, jedoch gleichzeitig die beste Garantie, die Champignons unbeschädigt und ohne Reste von Erde aus den Beeten zu holen. So werden braunen Flecken auf den schönen weißen Champignons verhindert. Die Pflücker sortieren die Champignons gleich auch nach Qualität, Gewicht und Größe.
Woche 4: die zweite Ernte
Die Ernte der dritten Woche wird die erste Welle genannt und in der vierten Woche ist es Zeit für die zweite Welle. Diese beansprucht fast die ganze vierte Woche des Zyklus und dauert so lange, bis die Beete völlig abgeerntet sind.