Mehr als 400 Tiroler Unternehmer und IT-Verantwortliche sowie rund 200 Studenten konnten sich beim 3. Tiroler IT-Day im Innsbrucker Messe-Forum über Trends in der digitalen Welt informieren.
Bei der Eröffnung des von der Fachgruppe UBIT der Wirtschaftskammer Tirol und dem Cluster IT der Standortagentur Tirol veranstalteten Events erklärte Standortagentur Geschäftsführer Harald Gohm im Beisein von Spartenobfrau Regina Stanger, dass „Tirol im Wettbewerb der Regionen so erfolgreich ist, weil sich heimische Unternehmen untereinander und mit der Wissenschaft vernetzen und Innovationen vorantreiben. Die branchenübergreifende Zusammenarbeit von IT und beispielsweise Medizin und Tourismus macht Tirol zu einer Modellregion und zeigt, wie im Alpenraum globalisierte Entwicklungen umgesetzt werden können.“
Daten bringen Vorsprung
Im Rahmen des IT-Day wurde der Tiroler Wirtschaft ein Einblick gewährt, wie die Datenrevolution bereits jetzt unser Leben verändert. Keynote-Speaker Rudi Klausnitzer warf die Frage in den Raum, ob Versicherungsgesellschaften wissen, ob man nächstes Jahr einen Krankenhausaufenthalt hat oder ob man am Kaufverhalten von schwangeren Frauen den Geburtstermin hochrechnen kann? Ja, denn jeder Mensch produziert Daten, die ihn gläsern und berechenbar machen. Mittels komplexer Analyse der Daten, die Menschen täglich erzeugen, wird das Leben vorhersagbar.
Noch vor der Geburt eines Kindes, erzeugt und hinterlässt es Datenspuren – Ultraschallbilder und Herztonmessungen zum Beispiel. Täglich produzieren die Menschen weltweit etwa die 12,5-fachen Datenmenge aller jemals gedruckten Bücher, Tendenz steigend. So sind 90 Prozent des auf der Welt vorhandenen Datenvolumens erst in den vergangenen beiden Jahren entstanden. Je vernetzter wir sind, desto größer ist das Ausmaß, in dem wir analysierbar werden. Etwa durch soziale Netzwerke oder den Ausbau der Sensoren, Messstellen, Kameras und Hightech-Geräte, die wir bei uns tragen.
Wer die Zukunft kennt, dem gehört sie. Die neue Big-Data-Welt verarbeitet die riesigen Datenmengen, die wir täglich erzeugen, und schaltet somit Schritt für Schritt den Zufall aus. Wir und unser Leben werden immer berechenbarer. Wirtschaft, Wissenschaft und Politik müssen sich darauf einstellen. Der richtige Umgang mit Daten wird zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. „Wachsam gegenüber den Gefahren, aber offen für die riesigen Chancen, die sich bieten“, ist Klausnitzers Devise. Die Big-Data-Zukunft findet statt – mit oder ohne uns.
Daten sind also das Gold der Zukunft. Unternehmen, Institutionen und Behörden werden durch die Analyse der Big Data die Zukunft mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit vorhersagen können. Einzige Voraussetzung: Sie müssen aus Big Data intelligente Daten, also Smart Data machen.
Die Zukunft der Informationstechnologie
Wie wichtig die digitale Wirtschaft ist, erklärte Christian Rupp von der Plattform Digitales Österreich, denn sie wächst siebenmal schneller als die übrige Wirtschaft. Dieses Potenzial wird aber wegen eines lückenhaften EU-politischen Rahmens nur mangelhaft ausgeschöpft. Dabei garantiert die Branche der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) europaweit weiteres Wachstum und weiter steigende Beschäftigung. In Österreich ist sie bereits wichtiger als die Tourismusbranche.
„Vor drei Jahren wurde die ‚Digitale Agenda für Europa‘ verabschiedet. Der Europäische Rat und das Europäische Parlament haben sich seitdem für eine weitere Stärkung der digitalen Führungsrolle Europas und die Vollendung des digitalen Binnenmarktes bis 2015 ausgesprochen“, informierte Rupp. Durch die vollständige Umsetzung der digitalen Agenda für Europa würde das Bruttoinlandsprodukt in der EU in den kommenden acht Jahren um fünf Prozent oder 1.500 Euro pro Person gesteigert, indem hier Investitionen erhöht, die Kompetenzen der Arbeitskräfte verbessert, Innovationen im öffentlichen Sektor ermöglicht und die Rahmenbedingungen für die Internetwirtschaft reformiert werden. Rupp: „Ohne europaweite Maßnahmen drohen bis zu einer Million dieser Arbeitsplätze in den nächsten zwei Jahren unbesetzt zu bleiben. Umgekehrt könnten durch den Bau von Infrastrukturen 1,2 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden!“ Auf lange Sicht würde sich diese Zahl auf 3,8 Millionen neue Arbeitsplätze in der gesamten Wirtschaft erhöhen.
Viele Ziele der Digitalen Agenda wurden bereits erreicht, so steigt etwa die regelmäßige Nutzung beständig− vor allem auch in benachteiligten Personengruppen. Die Zahl der Bürger, die noch nie das Internet genutzt haben, nimmt dagegen ab. In ähnlicher Weise nimmt auch der Online-Einkauf zu, obwohl die Wachstumsrate des grenzüberschreitenden elektronischen Handels noch wesentlich zu niedrig ist. Zudem gibt es erste Anzeichen für eine beginnende Verbreitung von Hochgeschwindigkeits-Breitbandanschlüssen, darunter auch von ultraschnellen Anschlüssen mit mehr als 100 Mbit pro Sekunde.
Der 3. Tiroler IT-Day war für die Verantwortlichen wieder ein großer Erfolg und zeigt, dass man mit den vielfältigen Aktivitäten für die IT-Branche in Tirol auf dem richtigen Weg ist. Christoph Holz, Fachgruppenobmann der Fachgruppe UBIT der Wirtschaftskammer Tirol sowie Franz Unterluggauer von der Standortagentur Tirol: „In nur zwei Jahrzehnten hat sich die Tiroler IT-Branche zu einem wichtigen Bereich der heimischen Wirtschaft entwickelt. Die mehr als 1.400 IT-Unternehmen in Tirol agieren auf internationalem Niveau.“ Dass dies möglich ist, ist auch der rechtzeitig gestarteten IT-Offensive des Landes Tirol zu verdanken. Denn damit wurde ein Grundstein dafür gelegt, dass den Tiroler IT-Unternehmen die richtigen Fachkräfte zur Verfügung stehen. Ein weiterer, fundamentaler Beitrag zur Weiterentwicklung der IT-Branche und zur weiteren Stärkung des Wirtschaftsstandorts ist die Tiroler Breitbandoffensive. Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf dazu: „Unser Breitband-Maserplan gibt hier die Marschrichtung vor und wir sorgen dafür, dass Tirol flächendeckend mit schnellen Internet-Anschlüssen versorgt wird.“